Netzentgelt

Herausforderung
Netzentgelte durchziehen als zentrales Steuerungsinstrument das gesamte Energiesystem. Für Energieverbraucher, etwa Industrie und Gewerbe, bestimmen sie maßgeblich die Wirtschaftlichkeit: Mit dem Wegfall historischer Privilegien rücken variable Entgelte für Spitzen- und Durchschnittslasten in den Mittelpunkt. Unternehmen sehen sich plötzlich mit hohen Lastspitzenkosten konfrontiert, was ihre Beschaffungs- und Produktionsplanung grundlegend verändert.
Aus Sicht der Netzbetreiber sind Netzentgelte das Finanzierungsrückgrat für Ausbau und Betrieb von Übertragungs‑ und Verteilnetzen. Sie müssen Investitionen in Leitungen, Transformatoren und intelligente Steuerungstechnik refinanzieren – gleichzeitig stehen sie unter politischem und gesellschaftlichem Druck, Entgelte fair und transparent zu gestalten. Steigende Kosten für Engpassmanagement und Reservehaltung infolge volatiler Erzeugung schlagen in den Netzentgelten nieder und erfordern eine ständige Abstimmung mit Regulierungsbehörden, die Preismodelle genehmigen und Anreize für Flexibilität setzen.
Die Bundesnetzagentur wiederum hat die Aufgabe, Netzentgelte so zu strukturieren, dass sie Netzstabilität fördern und gleichzeitig Effizienzvorteile nicht unterdrücken. Sie balanciert dabei zwischen den Interessen der Verbraucher, die bezahlbare Tarife fordern, und denen der Investoren, die verlässliche Erlösgrundlagen benötigen.
Schließlich gewinnen neue Akteure wie Betreiber von Batteriespeichern, Elektromobilitätsflotten oder virtuellen Kraftwerken an Bedeutung: Sie nutzen Lücken in der Netzentgeltstruktur, bieten Flexibilität an und glätten Lastspitzen. Dadurch verändern sich die Grundlagen der Entgeltberechnung erneut – ein sich selbst verstärkender Prozess, bei dem alle Beteiligten fortlaufend ihre Strategien anpassen müssen.
Anforderungen

Die heutige Netzentgelt‑ und Genehmigungspraxis erinnert in Teilen an Planwirtschaft: Einheitspreiszonen, zentrale Ausbauvorgaben und langwierige Genehmigungsverfahren durchlaufen starre, hierarchische Entscheidungsstufen – unabhängig von lokalen Ertrags‑ und Bedarfslagen. Regionen mit hohem erneuerbarem Potenzial finanzieren damit Netzausbau in anderen Gebieten mit, obwohl vor Ort kaum Infrastrukturengpässe bestehen. Quoten‑ und Mengenvorgaben auf Bundesebene lassen wenig Raum für kommunale Prioritäten und verschleiern Kostenverantwortung.
Demgegenüber fordert die soziale Marktwirtschaft: Dezentrale Entscheidungshoheit nach dem Subsidiaritätsprinzip, verursachungsgerechte Preise und Wettbewerb. Jede Kommune wählt selbst, wo Windräder, PV‑Parks oder Speicher entstehen, und trägt die wirtschaftlichen Konsequenzen. Strecken‑ und kapazitätsabhängige Netzentgelte senden korrekte Preissignale: Lange Transportwege werden teurer, lokale Netznutzung günstiger. Viele regionale Energie‑börsen statt einer zentralen Preiszone ermöglichen, dass Angebot und Nachfrage direkt zusammenfinden und Investitionsentscheidungen dort fallen, wo der Ertrag am höchsten ist.
Um Versorgungssicherheit zu garantieren, ergänzt der Staat diese Marktvorgänge durch klare Rahmengesetze: Er sichert Inselbetriebs‑ und Speicherpflichten, beaufsichtigt Mindest‑ und Durchschnittsauslastungen und stellt digitale Genehmigungsplattformen bereit. So verschmelzen Effizienz‑ und Wettbewerbsprinzipien mit sozialem Ausgleich und Verantwortung: Bürger und Unternehmen partizipieren transparent an Kosten und Erträgen, während der Staat Infrastruktur‑ und Sicherheitsanforderungen koordiniert. Dieses Gleichgewicht macht Netzentgelte gerecht, dynamisch und zukunftsfähig.
unsere Lösung:
Im Zentrum unseres Angebots steht die IRMA-Plattform, ergänzt durch das Planungs‑Cockpit und digitale Genehmigungs‑Workflows. Gemeinsam bilden diese Module eine schlagkräftige Basis, um Netzausbau, Anschlussmanagement und Bürgerbeteiligung effizient, transparent und marktwirtschaftlich zu gestalten.
Bestehende Lösungen
IRMA-Plattform
IRMA bündelt Echtzeit‑Netzdaten, Speicherzustände und Erzeugungsprognosen in einem cloud‑basierten Dashboard. Netzbetreiber, Projektverantwortliche und Bürger erhalten je nach Rolle individuell zugeschnittene Ansichten:
- Heatmaps zur Erkennung lokaler Engpässe
- Zeitreihen für Lastspitzen und Speicherauslastung
- Alerts bei drohenden Spitzentarifen oder Spannungseinbrüchen
Durch KI‑gestützte Analysen werden Last‑ und Einspeisespitzen bis 72 Stunden im Voraus prognostiziert. Auf dieser Basis lässt sich Speicherladung und -entladung automatisiert steuern („Peak Shaving“), wodurch Netzentgelte sinken und Netzstabilität steigt.
Planungs‑Cockpit
Das webbasierte Cockpit verbindet GIS‑Daten mit Marktstammregister‑Informationen und realen Leitungskapazitäten. Gemeinden, Netzbetreiber und Projektentwickler können damit:
- Szenarien vergleichen, in denen Netzauslastung, Entgelte und Investitionskosten gegenübergestellt werden
- Prioritäten für Netzausbau ableiten, indem Heatmaps von Über- und Unterauslastung erstellt werden
- Standortanalysen durchführen, um optimale Plätze für Windräder, PV‑Parks oder Batteriespeicher zu finden
Die grafische Aufbereitung fördert effiziente, datengetriebene Entscheidungen und reduziert lange Abstimmungszyklen.
Geplante Erweiterungen
Dezentrale Energiebörse auf Blockchain‑Basis
Wir entwickeln eine Peer‑to‑peer‑Handelsplattform, auf der Anlagenbetreiber, Speicher und Flexibilitätsanbieter direkt miteinander handeln können. Kernfunktionen:
- Smart Contracts für automatisches Settlement und Abrechnung
- Tokenisierte Flexibilitätszertifikate, die netzdienliche Leistung handelbar machen
- Transparenz durch unveränderliche Blockchain‑Einträge
Diese Energiebörse fördert marktwirtschaftliche Preisbildung auf lokaler Ebene und bindet eine Vielzahl dezentraler Akteure ein.
Streckenabhängige Netznutzungsentgelte für Industrie
Unser Service zur verursachungsgerechten Tarifierung berechnet Netzentgelte anhand realer Leitungslängen und physikalischer Verlustfaktoren. Vorteile:
- Feingranulare Preissignale: Lange Transportwege werden teurer, lokale Netznutzung günstiger
- Investitionsanreize für Projekte in unterausgelasteten Netzbereichen
- Integration in Abrechnungssysteme via API, um nahtlose Fakturierung zu gewährleisten
Ganzheitlicher Kundennutzen
Durch die Kombination dieser Module entsteht ein durchgängiges Ökosystem:
- Schnellere Entscheidungen: Datengetriebene Visualisierungen ersetzen Bauchgefühl.
- Geringere Kosten: Automatisiertes Lastmanagement und faire Entgelte senken Betriebsausgaben.
- Höhere Akzeptanz: Transparente Genehmigungs‑ und Beteiligungsprozesse reduzieren Widerstände.
- Marktwirtschaftliche Effizienz: Dezentrale Börsen und verursachungsgerechte Tarife stimulieren Wettbewerb.
- Zukunftssicherheit: Skalierbare Architektur erlaubt einfache Integration weiterer Speicher, Anlagen und Marktmodelle.
Mit diesem umfassenden Angebot helfen wir Netzbetreibern, Kommunen und Unternehmen, den Energiemarkt der Zukunft zu gestalten – effizient, gerecht und kollaborativ.